Imkern - ein wichtiger Beitrag zum Erhalt unserer Umwelt
Seit meiner Schulzeit haben mich die Bienen mit ihrem beeindruckenden und gleichzeitig geheimnisvollen Sozialverhalten fasziniert. Mit zunehmendem Alter hegte ich immer wieder den Gedanken, auch selbst einmal zu imkern. Zunächst hielt mich aber zu viel Respekt vor der Aufgabe, mich auf ein oder mehrere Bienenvölker einzulassen, davon ab. Im April 2014 wagte ich schließlich den Schritt. Nach vielen Gesprächen mit Imkern bei diversen Infotagen und Ausstellungen erschien es mir realistisch, selbst ein 'Bienenvater' zu sein. Ich habe es bisher nicht bereut.
Mir geht es dabei nicht in erster Linie darum, Honig zu ernten, sondern einen Beitrag zum Überleben der Art zu leisten. Dass dabei auch wertvolle Produkte wie Honig, Wachs, Pollen und Propolis für uns Menschen geerntet werden können, ist ein attraktiver Nebeneffekt. Die wichtigste Leistung der Bienen ist und bleibt aber die Bestäubungsleistung für unsere Pflanzen.. Ohne diese ist ein Überleben des Menschen im Moment nur sehr schwer vorstellbar.
Mein aktueller Bestand an Bienenvölkern:
4 Völker am Standort in Pulheim-Sinthern
4 Völker am Standort in Bergheim-Glessen
Bienenrasse: Buckfast
Zehn Imker, elf Meinungen - mindestens
Wenn man sich als angehender Jung-Imker im Vorfeld zur Anschaffung seines ersten Bienenvolks im Internet oder ganz traditionell mittels gedruckter Literatur über die Grundlagen der Bienenhaltung informiert, ist man möglicherweise verwirrt. Zumindest mir ist es so ergangen.
Die Meinungen der Autoren erschienen nicht nur unterschiedlich, sondern teilweise sogar widersprüchlich. So gibt es Glaubenskriege zu Beutesystemen (Magazine, in denen die Bienen hausen), Rähmchengrößen (sie legen die Größe der Waben fest), Bienenrassen oder Behandlungsmethoden zur Bekämpfung von Parasiten (z.B. Varroamilbe). Ich könnte weitere Beispiele nennen, das führte aber hier zu weit.
Gott sei Dank sind Bienen nicht dogmatisch und haben schon Generationen von Imkern trotz erbitterter Glaubenskriege über die Imkerei überlebt. Viel mehr setzten den Bienen ein Parasit (Varroamilbe) und die 'Errungenschaften' intensiver Landwirtschaft (sogenannte Pflanzenschutzmittel) zu.
Nein, dieses Bild über Freizeitimker ist mittlerweile Gott sei Dank von der Realität überholt. Jedem, der mit dem Gedanken spielt, vielleicht selbst einmal mit dem Imkern zu beginnen möchte ich raten, sich mit dem örtlichen Imkerverein in Verbindung zu setzen. In der Regel haben die Vereine Imker-Paten, die jeden Neu-Imker gerne in die spannende weit der Honigbienen praktisch einführen.
Eine Mitgliedschaft in einem Imkerverein hat - zusätzlich zum Informations- und Gedankenaustausch mit gleichgesinnten Bienenfreunden - die Vorteile, dass man günstige Versicherungspakete (z.B. Bienenhalter-Haftpflicht) automatisch mit dem Mitgliedsbeitrag erhält und auch etwas kostspieligere vereinseigene Geräte (z.B. Honigschleuder, Wachsschmelzer etc.) leihweise nutzen kann.
Kleine Honigkunde
Entstehung
Honig entsteht aus Blütennektar und Honigtau. Den Blütennektar produzieren die Pflanzen in den Blütenkelchen, um bestäubende Insekten anzulocken. Honigtau sind Abscheidungen (keine Verdauungsprodukte!) bestimmter Blattlausarten, welche die Saftkanäle der Wirtspflanzen (meistens Nadelbäume) anzapfen, um daraus Eiweiß zur eigenen Ernährung zu gewinnen. Dabei scheiden sie die überschüssigen Kohlehydrate (Zuckerlösung) ab. Die Bienen sammeln also diese Pflanzensäfte auf ihren Ausflügen und bestäuben so ganz nebenbei unsere heimischen Pflanzen. Als Transportbehälter dient den Bienen dabei ihre Honigblase, in welcher der aus etwa 85% Wasser, Trauben- und Fruchtzucker sowie Duft- und Aromastoffen bestehende Saft bereits auf dem Heimflug zum Bienenstock erstmals mit Enzymen versetzt wird. Dies ist wohlgemerkt kein Verdauungsprozess! Am Bienenstock angekommen wird der Inhalt der Honigblase an eine Stockbiene übergeben. Bei dieser Aktion werden weitere Enzyme hinzugefügt und Wasser wird teilweise verdunstet. Es folgt ein wiederkehrender Prozess aus Ablagerung des schon bearbeiteten Nektars in Wabenzellen, Dehydrierung, erneuter Aufnahme und Umlagerung durch Stockbienen bis schließlich der reife Honig endgelagert und mit einer Wachsschicht verdeckelt wird. Jetzt enthält der Honig nur noch weniger als 20% Wasser und hat einen mehrstufigen Verarbeitungsprozess hinter sich. Erst in diesem Stadium erntet der Imker den Honig. Durch den hohen Anteil an Zucker und die Bearbeitung durch die fleißigen Insekten ist Honig nahezu unbegrenzt haltbar. Würde man den Honig zu früh aus dem Bienenstock entnehmen, ginge dieser durch den zu hohen Wasseranteil in Gärung über.
Ernte und Verarbeitung
Der Honig wird geerntet, wenn die Bienen diesen für reif befunden haben. Das erkennt man daran, dass sie jede Wabenzelle mit einer hauchdünnen Schicht aus Wachs aus ihren körpereigenen Wachsdrüsen verschließen (verdeckeln). Der Imker entnimmt nun die mit Honig gefüllten Waben aus dem Bienenstock. Dabei muss er natürlich durch entsprechende Methoden erreichen, dass sich keine Bienen mehr an diesen befinden. Zunächst wird die dünne Wachsverdeckelung von den Waben mit einer speziellen Gabel, einem Entdecklungsmesser oder heißer Luft entfernt. Erst jetzt werden die Waben, welche die Bienen in vom Imker in den Bienenstock eingehängte Holzrähmchen gebaut haben, in eine Honigschleuder gestellt. Durch Zentrifugieren spritzt der noch flüssige Honig nun aus den Wabenzellen an die Wände der Honigschleuder und sammelt sich im Auffangbehälter. Der geschleuderte Honig wird noch durch mehrfaches Sieben von Wachsresten gereinigt, welche beim Schleudern in den Honig gelangt sind. Damit ist der Honig im Grunde genussbereit. Den mengenmäßig größten Bestandteil des Honigs macht der Zucker aus (etwa 80%). Je nach Nektarquelle (Trachtpflanze, Honigtau) handelt es sich im Wesentlichen um Traubenzucker (Glucose) und Fruchtzucker (Fructose) in veränderlichen Anteilen. Wasser ist im reifen Honig nur noch zu 18% oder sogar weniger enthalten. Aus diesem Grund wird Honig aber auch oft auf eine Alternative zu unserem Haushaltszucker reduziert, was diesem Naturprodukt nicht gerecht wird. Die enthaltenen Enzyme, Säuren und Mineralstoffe, welche dem Honig durch die Behandlung seitens der Bienen hinzugefügt wurden, machen die gesundheitsförderliche Wirkung dieses besonderen Produktes aus. Würde der Imker den frisch geschleuderten Honig nun direkt in kleine Gläser füllen, bildeten sich nach einigen Tagen grobe Zuckerkristalle. Man sagt, der Honig kandiert. Das ist ein ganz natürlicher Vorgang und ist kein Qualitätskriterium für das Naturprodukt. Je nach Zusammensetzung der Zuckerbestandteile geschieht das schneller (hoher Traubenzuckeranteil) oder langsamer (überwiegend Fruchtzucker). Ein typischer 'Traubenzuckerhonig' entsteht bei Raps als Trachtpflanze während beispielsweise Lindenblütenhonig mehr Fruchtzucker enthält. Um jedoch dem Geschmacksempfinden der meisten Honiggenießer entgegen zu kommen, versucht der Imker vor Abfüllung durch regelmäßiges Rühren des jungen Honigs in größeren Gefäßen zu erreichen, dass das Kandieren in gleichmäßiger Form bei einer feinkristallinen Struktur des Zuckers vonstatten geht. Es entsteht ein feincremiger Honig. Jeder naturbelassene Honig kandiert und wird früher oder später fest - einzige Ausnahme ist der Akazienhonig. Lediglich der Zeitraum variiert je nach der Zuckerzusammensetzung.
Qualitätsmerkmale und Honigsorten
Beim Blick auf die Verkaufsregale für Honige in unseren Supermärkten sind wir oft unsicher, wo wir zugreifen sollen. Lt. Deutscher Honigverordnung gelten einige Qualitätskriterien und Kennzeichnungspflichten für in Deutschland verkauften Honig. Ihm dürfen keine anderen Stoffe hinzugefügt aber auch keine honigeigenen Bestandteile entzogen werden. Weiterhin darf er nicht so stark erhitzt worden sein, dass die Enzyme erheblich oder vollständig inaktiviert wurden. Letzteres passiert auf jeden Fall bei Temperaturen über 40 Grad Celsius. Die Herkunft des Honigs muss auf der Verkaufsverpackung vermerkt sein. Deutscher Honig muss in Deutschland geerntet worden sein. Die meisten Honige im Supermarkt tragen diese Bezeichnung nicht. Ein Blick auf die Herkunftsbezeichnung weist häufig aus, dass es sich um eine "Mischung von Honig aus EG-Ländern und Nicht-EG-Ländern" handelt. Denn nur etwa ein Viertel der in Deutschland jährlich verzehrten Honigmenge (ca. 88.000 Tonnen in 2014) wird von deutschen Imkern geerntet. Der große Rest wird importiert aus Mexico (15.400 t in 2014), Ukraine (7.600 t), China (7.400 t), Argentinien (5.400 t) etc. Welche qualitätssichernden Maßnahmen dort ergriffen werden, entzieht sich meiner Kenntnis. Auch der Anteil genveränderter Pflanzenkulturen und damit enthaltener Gen-Pollen ist schwerlich abschätzbar. Der vergleichsweise niedrige Weltmarktpreis für diesen Honig kann sicherlich nur durch eine extrem kostenorientierte Betriebsweise der industriell geführten Großimkereien erreicht werden. Guter Honig hat seinen Preis, da ein ökologisch verantwortungsbewusst hergestellter deutscher Imkerhonig viel Handarbeit erfordert. Am besten man kauft den Honig beim Imker in der Nachbarschaft. Er lässt übrigens den interessierten Honigkäufer sicherlich gerne mal über seine Schultern schauen. Zudem leistet der Bienenhalter einen Beitrag für den Umweltschutz in der Region, da er die Bestäubung der Pflanzen in der Umgebung sichert. Berichte von Pollenallergikern, dass durch den regelmäßigen Genuss von Honig aus der Nachbarschaft mit den immer in Spuren enthaltenen Blütenpollen der Umgebung eine Desensibilisierung stattgefunden hat, klingen nachvollziehbar, sind aber noch nicht durch langfristige Studien medizinisch belegt. Was aber auch der umweltbewusste Imker nicht selbst beeinflussen kann, ist der zunehmende Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft. Davor sind selbst Bio-Imker nicht gefeit. Wenn hier kein Umdenken erfolgt, werden die Bestände an Bienenvölkern in Deutschland weiter zurückgehen. Im Supermarkt begegnen uns auch Honige, die dauerhaft flüssig in praktischen Dosierspendern daherkommen. Entweder ist es eine Honigsorte (z.B. Akazie), die sowieso lange flüssig bleibt oder - was häufiger der Fall ist - der Honig ist ein so genannter gefilterter Honig. Hierbei werden natürlich vorkommende kleinste feste Bestandteile des Honigs, hauptsächlich Pollen, entfernt, damit es keine "Kristallisationskeime" mehr gibt, die eine notwendige Voraussetzung für den Start des Kandierens sind. Ich lehne einen so behandelten Honig ab, da aus meiner Sicht nur ein unbehandelter Honig vollwertig ist. Gerade das Pollenbild eines Honigs, d.h. die im Honig vorhandenen Pollen in Ihrer Vielfalt und Menge untereinander, ermöglichen eine sehr genaue Bestimmung der Herkunft des Honigs. Einige größere Imkereien transportieren ihre Völker gezielt in besondere Trachtgebiete, in denen zu einer bestimmten Zeit eine Pflanzenblüte vorherrscht. Da Bienen 'blütentreu' sind, d.h. zunächst eine Pflanzenart solange anfliegen, bis alle Blüten besucht wurden, sind Sortenhonige das Ergebnis, welche weit überwiegend aus dem Nektar einer Trachtpflanze bestehen (z. B. Löwenzahnhonig, Lindenblütenhönig, Heidehonig etc.). Der Geschmack ist dann sehr speziell und sortentypisch. Ich betreibe diesen Umstand nicht, da der Transport der Völker zu Stress bei den Tieren und zu einer sehr einseitigen Ernährung führen. Andererseits entsteht bei dieser Betriebsweise teilweise eine enge Symbiose zwischen Imker und Landwirt, da der Imker von der Tracht, der Landwirt von der hohen Bestäubungsquote bei seinen Ertragspflanzen profitieren.
Geschichte des Honigs
Der Mensch erfreut sich schon sehr lange an dem Produkt der fleißigen Insekten. In einem in der Ostsee gefundenen Bernstein - sein Alter wird auf 40 bis 50 Millionen Jahre geschätzt - entdeckte man Bienen, die sich kaum von unserer heutigen Honigbiene unterscheiden. Es wird vermutet, dass die Bienen den Planeten Erde seit 50 bis 60 Millionen Jahren bevölkern. Der Mensch (homo sapiens sapiens) lebt erst seit etwa 200.000 Jahren auf unserem Planeten. Auf alten Felszeichnungen finden wir Hinweise auf Menschen, die Honig aus Wildbienenstöcken sammeln. Die Menschen entdeckten vor ca. 10.000 Jahren, wie man mit Rauch den Honig so vorsichtig aus dem Bienenstock entnehmen konnte, dass das Bienenvolk unbeschadet blieb und eine mehrfache Ausbeute möglich war. Die systematische Hausbienenhaltung entstand als der Mensch sesshaft wurde. Alten Höhlenzeichnungen zufolge war das etwa um 7.000 v. Chr. Die Menschen boten den Bienen Nistplätze in ihrer Nähe an, damit sie auf der Suche nach dem begehrten Honig nicht mehr die gefährlichen Wälder durchstreifen mussten. Die Behausungen der Bienen entwickelten sich immer weiter. Je nach Kulturkreis entwickelten sich aus stehenden Bäumen transportable und perfektionierte Behausungen aus Schilf, Stroh, ausgehöhlten, abgeschnittenen Baumstücken oder Tonröhren. Schon immer war die Honigbiene für den Menschen etwas besonderes, sie zog ihn in ihren Bann. So hat der Honig von jeher eine große kulturelle Bedeutung. Bienen und ihre unerklärliche Fähigkeit Honig zu machen wurden bewundert und mystifiziert. In Ägypten war Honig ein begehrtes Handelsgut und Zahlungsmittel. So wurde einen Topf Honig mit dem Wert eines Esels oder Rinds aufgewogen und Beamte unter Ramses II bekamen einen Teil ihres Gehaltes in Honig ausgezahlt. Die Ägypter waren vermutlich auch die ersten, die Bienenhaltung und deren Zucht unter wissenschaftlichen Erkenntnissen betrieben. Die Zusammenhänge zwischen Honig- und Wachsproduktion sowie Steigerung der landwirtschaftlichen Erträge wurden seinerzeit erkannt und in die Praxis der Betriebsweise der Imkereien integriert. Eine Konsequenz waren beispielsweise auch Wanderimkereien. Durch alle Hochkulturen, angefangen bei den alten Ägyptern, im antiken Griechenland, im alten Rom und selbst bei den Germanen zum Mittelalter, spielte die Imkerei eine wichtige wirtschaftliche und mythologische Rolle. Die Heilwirkungen des Honigs wurden schon in Mesopotamien beschrieben. Im alten Griechenland galt Honig als Symbol für ewiges Leben und als Schönheitsmittel, den Römern erschien das Produkt der Bienen als magische Substanz, welche Poesie und Beredsamkeit schenkte. In Europa galt Honig lange Zeit ein heiliges Lebensmittel und er wurde der Göttin der Fruchtbarkeit, Demeter, geweiht. Bei den Juden waren Milch und Honig Symbol für das verheißene Land und für allgemeines Wohlergehen. Bei den Indern darf der göttliche Nektar selbst heute bei keinem Hochzeitsritual fehlen; Braut und Bräutigam werden Milch und Honig dargeboten. In den USA nennt man die Flitterwochen, die ersten vier Wochen nach der Hochzeit, "Honeymoon". Der Begriff geht auf den alten europäischen Brauch zurück, dass ein jungvermähltes Paar während vier Wochen nach der Hochzeit täglich den berauschenden Honigwein trinkt. Alternativen zu Honig als Süßungsmittel gab es in Europa erst ab dem späten Mittelalter. Erschwinglich für die breite Bevölkerung wurde Zucker aus Zuckerrohr aber erst im 19. Jahrhundert. Zwar spielt Honig heutzutage keine Rolle mehr als Süßstoff, die gesundheitsförderliche und heilende Wirkung ist neben dem besonderen Geschmackserlebnis aber weiterhin einzigartig.
So viele Besucher habe diese Website schon besucht.